Zeitzeugin zu Gast
Am Mittwoch, den 17. Februar 2016, war Frau Kretz für zwei Stunden an unserer Schule um den Schülerinnen und Schülern der Klassen 10 über ihre Kindheitserlebnisse während der deutschen Besatzung in Polen zu berichten. Besonders berührend waren ihre Schilderungen über die Ermordung ihrer Eltern durch die SS.
Kurzbiographie
Henriette Kretz (*1934) wird als Kind einer jüdischen Familie im damals polnischen Stanisławów (heute Iwano-Frankiwsk in der Ukraine) geboren. Seit 1935 lebt die Familie in der Nähe von Opatów im südöstlichen Polen, wo Henriettes Vater als Arzt tätig ist. Ihre Mutter ist von Beruf Anwältin, widmet sich aber der Erziehung der Tochter. Nach dem Überfall der Wehrmacht auf Polen im Herbst 1939 flieht die Familie zuerst nach Lemberg und dann ins benachbarte Sambor. 1941 holen der Krieg und die Deutschen die Familie auch dort ein.
Bald werden sie aus ihrer Wohnung vertrieben und müssen in den jüdischen Stadtbezirk umsiedeln, in dem kurze Zeit später ein Ghetto errichtet wird. Mehrmals gelingt es dem Vater, die Familie vor dem Schlimmsten zu bewahren. Immer wieder müssen sie sich verstecken.
1944 werden Henriettes Eltern vor ihren Augen erschossen. Sie selbst kann sich in einem Nonnenkloster verstecken und überlebt den NS-Terror. Sie bleibt dort, bis sie wie durch ein Wunder von einem Onkel gefunden wird (dem einzigen Überlebenden der großen Familie), der mit ihr nach Antwerpen geht.
Nach ihrem Schulabschluss studiert Henriette Kunstgeschichte und wird Lehrerin. Anschließend geht sie für 13 Jahre nach Israel (1956-1969), arbeitet dort als Französischlehrerin und heiratet einen russischen Juden. Henriette hat zwei Söhne und drei Enkel und lebt wieder in Antwerpen. Sie ist Mitglied des polnischen Vereins „Kinder des Holocaust“, dem Juden angehören, die als Kinder den NS-Terror meist in Verstecken überlebt haben. Frau Kretz spricht u.a. Polnisch, Französisch, Deutsch und Englisch. Sie Interessiert sich für Politik, Literatur, Pädagogik und Malerei. Sie ist selbst Malerin.