Zeitzeugen aus Polen: Überlebender des Holocaust an unserer Schule

Zwei Zeitzeugen aus Polen waren am Montag (6. Okt. 2014) an unserer Schule um den vier zehnten Klassen über ihr Leben nach dem Einmarsch durch die Deutschen zu erzählen.

Ignacy Arthur Krasnokucki  img_0169 wurde 1925 als jüngster von drei Brüdern in Lodz geboren. Anfang September 1939, nur wenige Tage nach Beginn des 2. Weltkrieges, wurde er und seine Familie ins Ghetto Lodz umgesiedelt. Auf einem Zehntel der Stadtfläche lebten dort rund ein Drittel der Stadtbevölkerung. Seine beiden Brüder flohen in die Sowjetunion, sein Vater verschwand im Januar 1940. Seine Mutter starb durch die fürchterlichen Lebensbedingungen („Vernichtung durch Hunger“) im Ghetto.

Nach einer Razzia im März 1944 wurde er in ein Arbeitslager nach Czestochowa gebracht. Er überlebt dort und in Buchenwald, weil er als Hilfselektriker „von Wert“ für die Nationalsozialisten war. Nach der Auflösung des  Lagers Anfang 1945 gelang ihm auf einem „Todesmarsch“ die Flucht.

Nach dem Krieg hat er in der Buntmetallindustrie und in Projektbüros gearbeitet und gleichzeitig studiert. Er ist Doktor der Chemie. Heute ist er pensioniert, hat zwei Kinder, sechs Enkel und eine Urenkelin.

 

Kazimierz Pietryka wurde 1923 in der Nähe von Rzeszów geboren. Mit 13 Jahren geht Kazimierz nach Lodz und beginnt eine Schneiderlehre. Anschließend arbeitet er als Schneider.

Den Kriegsausbruch erlebt er in Lodz. 1941 wird er im Zuge einer Verhaftungswelle gefangen genommen und zur Zwangsarbeit nach Bayern verschleppt. Dort arbeitet er zunächst bei einem Bauern. Später kann er in der Stadt Neuenburg vorm Wald in seinem Beruf als Schneider Zwangsarbeit leisten.

Es folgen eine erneute Inhaftierung und ein Gefängnisaufenthalt in München. Von dort wird er in das Konzentrationslager Mauthausen-Gusen deportiert. Hier muss er unter unmenschlichen Bedingungen im Steinbruch arbeiten.

Am 5. Mai 1945 wird das KZ Mauthausen durch kz_mauthausen  die Amerikaner befreit. Kazimierz wiegt gerade noch 35 kg. In den folgenden Wochen wird seine Gesundheit durch die Amerikaner stabilisiert. Nachdem er zu Kräften gekommen ist, kehrt er im Herbst 1945 in seine Heimat zurück. Dort findet er die gesamte Familie wieder. Alle hatten die Besatzungszeit überlebt.

(„KZ Mauthausen“ von Cpl Donald R. Ornitz, US Army – [1]. Lizenziert unter Public domain über Wikimedia Commons – http://commons.wikimedia.org/wiki/File:KZ_Mauthausen.jpg#mediaviewer/File:KZ_Mauthausen.jpg)

 

Ignacy Arthur Krasnokucki hielt trotz seines beachtlichem Alters von 89 Jahren einen wunderbar anschaulichen Vortrag in unserer Turnhalle. Darin berichtete er von der Zeit als er und seine Familie im Ghetto von Lodz überlebt haben, wie ihr alltägliches Leben aussah und wie er die Zeit dort überstand.

Auch berichtete er uns von den Nationalsozialisten und wie diese auf grausamste Art vor allem Juden deportierten und umbracht haben. Des weiteren erzählte er uns von seinem Leben und Arbeiten im KZ-Buchenwald. Mit viel Glück und seinem Talent als Elektriker überlebte er und half dort sogar Mitgefangenen.

Wir erfuhren auch, wie er den „Gewaltmarsch“ überlebte und wie sein Leben nach dem Krieg weiter ging. Auch erzählte er auf unserer Fragen hin, was mit seinen zwei Brüdern im Krieg passiert ist.

Im Namen der Schülerschaft möchte ich mich ganz herzlich für seine Bemühungen, uns diese Zeit näher zubringen, bedanken.

Vinzent Weber